Der Aufstieg des Hauses Liechtenstein

Ein Sohn Sifried des Waisen, welcher den gleichen Namen führte, nahm seinen ständigen Aufenthalt in der Burg Neudek und legte sich den Namen Sifried von Neudek bei. Die Burg Neudek war im Jahre 1305 noch bewohnt. Ursprünglich die Niederlassung eines heidnischen Kriegsvolkes der Ungarn, wurde Neudek in späterer Zeit eine deutsche Ansiedlung und erscheint zuerst im Jahre 1244 bei der schon erwähnten Verleihung dieses Ortes durch König Wenzel an Sifried. Letzterer kaufte im Jahre 1298 zu den bereits erworbenen Besitzungen von Eisgrub, Neudek und Pulgram noch das Dorf Millowitz von seinem Vetter Ulrich von Boskowitz. Ein weiteres wichtiges Dokument ist das Testament Siegfried V. von Neudek vom 18. Juli 1305, mit dem er seinen Burggrafen Haymlin eidlich verpflichtete, falls er ohne Erben sterbe, das Haus „ze dem waisenstein“ niemand anderen als „seinem lieben Oheim hern Hainreichen von Liechtenstein“ zu übergeben. Siegfried V. von Neudek, dessen Mutter eine Liechtensteinerin war, dürfte bald darauf kinderlos gestorben sein. Er hatte sein ganzen Gut Heinrich II. von Liechtenstein vererbt. Der Böhmenkönig hingegen, es war schon Wenzel III., betrachtet das Lehen als heimgefallen und übergab es seinem Oberstlandmarschall Tobias von Bechyn. Damit war der Erbschaftsstreit vorprogrammiert.

Ritterspiele in Groß Enzersdorf
Ritterspiele anläßlich der Feier "850 Jahre Großenzersdorf"  am 5. September 2010. Das Bild vermittelt einen ersten Eindruck von der Ausrüstung mittelalterlicher Krieger.

Ein Vergleich im Jahre 1306 bestimmte, dass alle Orte, die Lehen waren, dem Tobias von Bechyn zugesprochen wurden. Der Liechtensteiner wurde mit 200 Mark Silber abgefunden und erhielt das Haus Waisenstein (Rosenburg) mit dem Dorf Klentnitz und Millowitz. Pelbicz (Bilowitz), Eisgrub, Neidek, Pulgaren, Vrbicz und Teinicz fielen an Tobias von Bechyn.   Diese Besitzverhältnisse hatten keinen langen Bestand. 1307 wurde Tobias von Bechyn als Anhänger der Habsburgerpartei ermordet und in den folgenden Jahren ging der Besitz in den Besitz der Liechtensteiner über.

Mit der zunehmenden Macht und der immer größeren Ausbreitung der Liechtenstein´schen Besitzungen kamen die Herren von Neudek immer mehr in Vergessenheit und verschwinden um das Jahr 1380 ganz aus der Geschichte. * (Vogel, Alfred: In Pulgram daheim - Geschichte einer deutschen Gemeinde im letzten Thayabogen/Südmähren, Selbstverlag Freiburg im Breisgau, 1991 S 277 ff..)


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