Die Hussiten

Die Prager Universität wurde 1348 von Kaiser Karl IV, einem Luxemburger, gegründet. Die kraftlose und selbstsüchtige Regierung König Wenzels (1378 – 1419) brachte das Reich Karls IV. an den Abgrund und mit ihm verfiel die Reichsautorität, die auf der Hausmacht des römischen Königs ruhte. * (Hantsch, Hugo: Die Geschichte Österreichs bis 1648, Verlag Styria Graz Wien Köln 1994, S 169.) Gleichzeitig mit Wenzels Regierung kam die Kirchenspaltung - ein Papst saß in Rom, ein anderer in Burgund – und damit ein Autoritätsverlust des Papsttums Vor diesem Hintergrund kam es zum Religionsstreit, der in Prag zu einem Nationalitätenstreit ausartete. Da die hohe Geistlichkeit überwiegend deutsch und die niedere zum größten Teil tschechisch war, wurde die reformatorische und revolutionäre Bewegung bald zu einer nationalistischen Bewegung welche auf die Universität übergriff. Ein Professor an der Prager Universität war Jan Hus (1369 – 1415), der dort die Lehren von John Wyclif vortrug. Er predigte unter anderem die Notwendigkeit und Bescheidenheit der Kirche und bestritt die Rechtmäßigkeit weltlicher Herrscher, wenn sie sich einer Todsünde schuldig gemacht hätten. Darauf verdammte die Universität die 45 Wyclifschen Thesen als Ketzerei. König Wenzel griff ein und gab 1409 den Tschechen an der Universität drei Stimmen und den Deutschen nur eine. Die meisten deutschen Professoren und Studenten verließen Prag und zogen nach Leipzig, während Hus zum Rektor der Prager Universität gewählt wurde.

Als der Papst 1412 wieder Ablasszettel verkaufen ließ um sich Geld zu beschaffen, kam es in Prag zu Zusammenstößen zwischen hussitischen Tschechen und katholischen Deutschen. Es bestand die Gefahr, dass das Königreich Böhmen sich von der katholischen Kirche und vom deutschen Reich loslösen könnte. Der geschickten Diplomatie Kaiser Sigismunds war es gelungen, in Konstanz 1414 ein Konzil zu versammeln, das zwar die Papstfrage löste, in der Frage der Kirchenreform aber versagte. Jan Hus wurde mit der Zusicherung auf freies Geleit vor das Konzil geladen. Obwohl Kaiser Sigismund immer wieder für ihn eintrat, wurde Hus als Ketzer verurteilt und unter dem Bruch aller Versprechen 1415 auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

Jan Hus auf dem Scheiterhaufen
Auf dem Konzil von Konstanz wurde Jan Hus ungeachtet der Zusagen von Kaiser Sigismund festgenommen und als Ketzer verbrannt.

Aber anstatt damit die Bewegung auszulöschen, wurde der Brand erst angefacht. Die Nachricht vom Märtyrertod des Jan Hus löste in Böhmen eine mächtige nationale Bewegung aus. Die Hussitenkriege nahmen ihren Ausgang in Prag, wo Hussiten die deutschen Ratsherren aus dem Fenster des Rathauses auf die Spieße der untenstehenden Menge warfen, und verbreiteten sich über ganz Böhmen und Mähren. Sigismund glaubte die rebellischen Stadt mit Heeresgewalt nehmen zu können, scheiterte jedoch an der Verteidigungstaktik der Hussiten. Auch in der Folge unterlagen die Ritterheere aus dem Reich immer wieder den Hussiten. Städtische Kriegsknechte, geführt von tschechischen Landjunkern, hussitische Bauern mit Sensen, Dreschflegeln und Morgensternen bereiteten den bunt zusammengewürfelten Heeren Kaiser Sigismunds eine Niederlage nach der anderen.  Die Hussiten waren Meister in der Verteidigung im freien Feld. Sie fuhren ihre Wagen zu Wagenburgen zusammen und versahen diese mit Feuerwaffen größeren und kleineren Kalibers.

Denkmal Jan Zizka in Prag
Kriegswagen der Hussiten
Auf dem Veitsberg (Vitkov) in Prag, der ihm zu Ehren in Vrch Žižkov umbenannt worden war, befindet sich das 1950 eingeweihte Jan Žižka Denkmal. Das 9 m hohe und 16,5 Tonnen schwere Monunment gilt als die größte Bronzestatue der Welt. Auch der angrenzende Stadtbezirk trägt heute den Namen Žižkov. Man sieht daraus, welche Bedeutung die hussitische Revolution für die Bildung des tschechischen Nationalbewußtseins hatte.
Aufnahme 2006
Kriegswagen der Hussiten.

In aus diesen Wagen zusammengestellten Wagenburgen konnten auch Fußsoldaten den Angriffen der Ritterheere wiederstehen. Die Verwendungen der frühen Feuerwaffen tat ein Übriges.

Der Führer der Hussiten war Jan Žižka. Aeneas Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., beschreibt Žižka‘s Wagenburgen in folgender Weise: Schritt man zur Schlacht, so ließ Žižka durch die Wagen, die mit Bewaffneten gefüllt waren, zwei Flügel bilden und dazwischen das Fußvolk aufstellen; die Reiter schickte er außerhalb der Wagenburg auf die Flanken. Sobald das Zeichen zur Schlacht gegeben, entfalteten die Befehlshaber der Wagenburg ihre Bewegungen nach gewissen vereinbarten Figuren gegen den Feind; sie bildeten Gassen, die den Hussiten wohl bekannt, dem Gegner aber ein verderbliches Labyrinth waren, in dem er wie in einem Netz gefangen war. * (Homepage des Deutschen Böhmerwaldbundes e.V. „Die hussitische Revolution“.)

Auch Eisgrub war 1426 schwer von diesem Krieg betroffen. Nach der Zerstörung vieler Städte, Burgen und Dörfer belagerten die Hussiten im Jahre 1426 auch Lundenburg, welches trotz heftiger Gegenwehr und trotz der mächtigen Hilfe des Herzogs Albrecht V. von Österreich erobert und zerstört wurde. Von Lundenburg zogen sie nach Kostel und sodann nach Eisgrub, welche Orte das gleiche Schicksal — nämlich die gänzliche Zerstörung und die Ermordung vieler Einwohner — traf. Nach dem vollbrachten Vernichtungswerk in Eisgrub zogen die Hussiten von hier über Neudek und Pulgram nach Nikolsburg und Feldsberg, welche Orte dasselbe Schicksal erlitten, sodass die ganze Umgebung in Schutt und Asche lag. * (Witzany, Michael: Die Markgrafschaft Mähren und die Marktgemeinde Eisgrub. Geschichtliche Mitteilungen aus deren Vergangenheit. Selbstverlag des Verfassers. Krapfenbauer Mistelbach 1896 Bd. I

Herzog Albrecht von Österreich gebrach es zunächst an militärischen Kräften, die der neuen Kampfesweise des hussitischen Volksheeres gewachsen gewesen wären. Er richtete eine Landwehr ein, ein Volksaufgebot, in dem immer neun Mann die Ausrüstung eines zehnten zu übernehmen hatten. Zwanzig solcher „Zehner“ bekamen einen Rüstwagen. Ihre Montur bestand aus Spieß, Büchse, Eisenhut, Pulver, Blei und Ladestock. Diese Volksbewaffnung hatte einige Niederlagen der Hussiten zur Folge. Während Österreich so von den Ständen verteidigt wurde, unternahm Albrecht V. selbst manchen Kriegszug von Mähren aus über die böhmische Grenze.

Die dauernden Unruhen hinderten die friedliche Entwicklung des Landes. Schwere Steuern drückten die Bevölkerung, auf Kirchen und Klöster.

Die Basler Kompaktaten, jener Vertrag, der den Utraquisten in Böhmen den Empfang der Kommunion in beiderlei Gestalt ermöglichte (1433), bewirkte die Spaltung der Hussiten in eine gemäßigte und eine radikale Richtung. Die Radikalen, die Taboriten, unterlagen in der Schlacht bei Lipan einem tschechischen Heer der Gemäßigten. Damit endeten die Hussitenkriege. Das Volk hatte aus dem Blutrausch des Krieges kaum das nackte Leben gerettet. Der Adel erhob sich zu neuer Geltung, nachdem er die nationale Führung wieder an sich gerissen hatte. Die Kirche war arm und schwach geworden und der Bauernstand in demütigende Abhängigkeit geraten. * (Hantsch, Hugo: Die Geschichte Österreichs bis 1648, Verlag Styria Graz Wien Köln 1994, S 171.)


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