Dionys Keck - Ratsherr

Dionys Keck war in den kritischen Jahren 1519 – 1521 nicht im Rat vertreten. Er scheint erst nach 1522 wieder als Ratsherr auf, auch nachdem der Rat in der Stadtordnung von 1526 auf 12 Mitglieder reduziert worden war und die Wahl jedes Ratsherren vom Landesfürsten bestätigt werden musste Dionys Keck muss das Vertrauen des Landesfürsten besessen haben, sonst wäre er vom diesem nicht zum Stadtanwalt bestellt worden. Wolfgang Lazius berichtet in seiner Vienna Austriae über Dionysius Khöck: „Diesem ist auch von der Regierung auferlegt worden, dass er dies Ambt solle an eines anderen Stell verwalten, welchen er dann vom Jahre 1541 an bis auff das 1543. Jahr treulich vorgestanden.“ * (Lazius, Wolfgang: Vienna Austriae - Chronica oder Historische Beschreibung der weitberühmten Kayserlichen Hauptstatt Wienn in Oesterreich, darinnen derselben Ursprung, Adel, Obrigkeit und Geschlechter außführlich erklärt werden .... deutsche Übersetzung, Frankfurt am Main : P. Fieret 1692.

In die Zeit seiner politische Tätigkeit fielen, der große Stadtbrand von 1525, die erste Türkenbelagerung im Jahre 1529, die erfolgreich abgewehrt wurde, der Ersatz der mittelalterlichen Stadtmauern durch neuzeitliche Stadtbefestigungen mit Basteien in den Jahren 1532 bis 1560 und die Auseinandersetzungen zwischen Reformation und der beginnenden Gegenreformation.

Bei dem großen Stadtbrand des Jahres 1525 werden 416 Häuser und Klöster erfasst. Da das Feuer in einem landesfürstlichen Gebäude entstanden war, ernannte Erzherzog Ferdinand Kommissäre, die den Verlusten der einzelnen Bürger nachzuforschen und ihnen nach Maßgabe derselben die Schatzsteuer für einige Jahre erlassen sollen. Weiters solle der Hofrat im Namen des Erzherzogs ein Generalmandat für Österreich unter und ob der Enns ergehen lassen, dass das Baumaterial um denselben Preis wie vor dem Brande nach Wien zu bringen sei, und dass dafür das Bauholz mautfrei zu passieren habe. * (Patent vom 19. Sept. 1525, Notizenbl. d. Wiener Akad. d. Wissenschaft, 6, 266, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, I. Abt., 2. Bd., Wien 1896, Nr. 1351.) Am 7. März 1526 teilt Erzherzog Ferdinand von Augsburg aus seinem niederösterreichischen Kanzler Marx Treytz-Saurwein mit, dass er zur Bekämpfung der Feuersbrünste wünsche, ein fließendes Wasser solle durch die Stadt Wien geleitet werden und Brunnenrohrkästen, wie sie schon sein Ahnherr Kaiser Max eingerichtet habe, errichtet werden. Auch sollten die hölzernen Dächer wegen ihrer jüngst hervorgetretenen Feuergefährlichkeit abgestellt werden. * (Österreichisches Staatsarchiv, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, I. Abt. 2. Bd., Wien 1896, Nr. 1353 und 1354.)

Die erste Türkenbelagerung

Am 29. August 1526 fiel König Ludwig II. von Ungarn in der Schlacht von Mohacs. Damit war für die Türken der Weg nach Wien freigeworden. Schon drei Jahre später stand Sultan Süleyman II. vor Wien und der kaiserliche General, Graf Niklas Salm konnte gerade noch mit geworbenen Söldnern und mit dem Aufgebot der Bürgerwehr die Verteidigung der Stadt einrichten. Das auf 120.000 bis 300.000 Mann geschätzte Heer der Osmanen war im Mai 1529 von Konstantinopel aus aufgebrochen. Am 11. September 1529 fiel das ungarische Ofen (Budapest). In Wien setzte eine Massenflucht ein; wohlhabende Bürger flüchteten mit Weib und Kind und ihrer gesamten fahrbaren Habe aus der Stadt 

Schon am 17. September waren von der Stadtverwaltung nur mehr der Bürgermeister Wolfgang Treu, die Stadträte Sebastian Eiseler, Wolfgang Mangold und Sebastian Schranz und der Stadtrichter Paul Pernfuß zurückgeblieben. * (Kupelwieser, Leopold: Die Kämpfe Österreichs mit den Osmanen vom Jahre 1526 bis 1537, Wien – Leipzig 1899, S. 28f.) Von den etwa 4.000 wehrfähigen Bürgern waren nur etwa 1.000 in Wien geblieben. Die meisten Wiener Flüchtlinge fanden in Niederösterreich den Tod. Sie wurden Opfer der dem türkischen Heer vorausschwärmenden Reitertrupps (Akindschi), die bis zur Enns vorstießen. Dionysius Keck dürfte ebenfalls geflohen sein, hat aber überlebt.

Türkische Fahnen
Sultan Soliman
Türkische Fahnenträger
Bilder aus dem osmanischen Hof- und Volksleben

Österreichische Nationalbibliothek, Handschriftensammlung, Cod. 8626
Bildnis des Sultans Süleiman des Großen


Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie


Da die nur durch Palisaden und einige primitive Gräben und Zäune geschützten Vorstädte nicht zu halten sein würden, ließ Graf Niklas Salm sie niederbrennen und richtete sich allein auf die Verteidigung der Stadt ein. Der verheerender Stadtbrand von 1525 hatte ein Drittel der Häuser der Innenstadt vernichtet. Nun wurden die Vorstädte ein Raub der Flammen. * (Stadtchronik Wien, 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern, 1. Auflage, Christian Brandstätter, Wien 1986, S 108.)

Wiens einzige fortifikatorische Anlage von realem Kampfwert war die aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende sechs Meter hohe und ein bis zwei Meter breite Ringmauer, deren Abwehrkraft trotz der Türme und trotz einiger später behelfsmäßig errichteter Vorbauten, der sogenannten Bollwerke, für eine wirkungsvolle Vorfeldverteidigung gegen die zunehmend brauchbarer werdenden Feuerwaffen der Artillerie und der Infanterie immer geringer wurde. Für einen großzügigen Ausbau flankierender Anlagen fehlte es an Geld und Zeit.

Die Verteidiger Wiens bestanden aus etwa 17.000 Mann. Die vorhandene Artillerie von 100 Geschützen leichten und mittleren Kalibers war der türkischen Belagerungsartillerie annähernd gleichwertig. Der Vormarsch der türkischen Armee aber war durch Regenfälle behindert worden. Schwere Belagerungsartillerie konnte nicht herangeschafft werden. Am 25. September 1529 traf die Hauptmacht der Türken vor Wien ein. Da den Türken die schwere Artillerie fehlte, versuchten sie, durch Unterminierung die Stadtmauern zum Einsturz zu bringen. Obwohl die Stadtmauern durch den Artilleriebeschuss bereits schwer in Mitleidenschaft gezogen waren, wiesen kaiserliche Söldner und die Bürgermiliz den Angriff der Belagerer ab. * (Hummelberger, Walter: Wiens erste Belagerung durch die Türken 1529, Militärhistorische Schriftenreihe Heft 33, Wien, Österr. Bundesverlag, 1983.) In drei Großangriffen am 9., 11. und 12. Oktober vermochten die immer heftiger anstürmenden Osmanen  große Breschen in die Stadtmauer zu sprengen; in blutigen Abwehrkämpfen konnte das Eindringen der Türken gerade noch abgewendet werden.

Nach einem vergeblichen letzten Angriff auf die Bresche am Kärntner Tor am 14. Oktober 1529 hoben die Türken am 15. Oktober 1529 die Belagerung auf und zogen sich zurück. Ganz offensichtlich hatte das Türkische Reich die Grenze jenes Aktionsradius erreicht, der durch die logistischen Rahmenbedingungen dieser Zeit gegeben waren. Die am 20. Oktober in Wien einziehenden Reichstruppen weigerten sich, nach Osten weiter zu ziehen und versäumten die günstige Gelegenheit, das osmanische Heer auf ungarischem Boden weiter zu verfolgen. * (Öhlinger, Walter: Wien zwischen den Türkenkriegen, Geschichte Wiens Bd. 3, Pichler Verlag 1998, S 33.)

Bau einer neuzeitlichen Stadtbefestigung

Die Türkenbelagerung des Jahres 1529 hatte gezeigt, dass die mittelalterliche Stadtmauer der modernen Belagerungstechnik nicht mehr standhalten konnte. Bereits drei Jahre später fielen die Türken wieder ins südliche Niederösterreich ein. Nach dem Fall der Festung Güns an der ungarischen Grenze drangen türkische Streifscharen weit ins Alpenvorland ein. Ein Reichsheer von 86.000 Mann unter Kaiser Karl V. konnte sie schließlich 1532 am Steinfeld in der Nähe von Wiener Neustadt besiegen. Da aber die Reichsstände das Heer nur zur Verteidigung des Reichsgebietes bereitgestellt hatten und die Festigung der habsburgischen Macht nicht wollten, verfolgte das Heer die Türken nicht auf ungarisches Gebiet, und so konnte der Sieg nicht ausgenützt werden. * (Gerhartl, Gertrud: Die Niederlage der Türken am Steinfeld 1532, Militärhistorische Schriftenreihe Heft 26, Wien, Österr. Bundesverlag 1974.)

Im selben Jahr wurde in Wien auf Veranlassung von Ferdinand I. mit dem Bau einer neuen Stadtbefestigung begonnen. Ein in Italien bereits erprobtes sternförmiges System von flankierenden Vorwerken mit zwölf Basteien, die durch Kurtinen – geraden Mauern oder Wällen – verbunden und durch weit in den Stadtgraben vorgeschobenen Ravelins (vor die Kurtinen vorgeschobenen Außenwerke) geschützt waren, sollten die Stadt in Zukunft vor ähnlichen Gefahren wie die Belagerung von 1529 besser sichern. Hand in Hand mit der Errichtung der Stadtbefestigung ging auch die Vermessung der Stadt. Der Stadtplan von 1547 von Bonifaz Wolmuet ist schon nach trigonometrischen Gesichtspunkten erstellt. Wesentlichen Anteil an der Organisation der Bauarbeiten hatte Hermes Schallautzer, der 1538 selbst Bürgermeister und 1540 bis 1543 Stadtrichter war. Welche Bedeutung die Befestigung von Wien zur Sicherung der Ostgrenze des Reiches hatte, geht auch daraus hervor, dass die deutschen Reichsstände 1548 bis 1567 Beiträge zum Ausbau der Wiener Befestigungsanlagen sandten. 1560 waren die wesentlichsten Objekte vollendet. * (Stadtchronik Wien, 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern, 1. Auflage, Christian Brandstätter, Wien 1986, S 110-111.)

Reformation

Über die Reformation in Wien und in den österreichischen Ländern weiß man verhältnismäßig wenig, aller Wahrscheinlichkeit auch deshalb, weil nachfolgende gegenreformatorische Maßnahmen alles an Spuren beseitigte, was ein Abweichen von der postulierten „Rechtgläubigkeit“ erinnerte. Die österreichischen Länder waren von der reformatorischen Bewegung nicht weniger ergriffen als etwa die Gebiete Norddeutschlands. * (Waissenberger, Robert: in Wien 1529 – Die erste Türkenbelagerung, Textband zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 1979.)

Zur Zeit Ferdinand I. machte der Protestantismus auch in Österreich große Fortschritte. Der Landesfürst konnte sich wegen seiner ständigen Sorge um Ungarn den religiösen Fragen nicht mit jenem Nachdruck widmen, wie es die protestantisch gewordenen Fürsten Deutschlands taten. Seinen Geldforderungen stellten die weltlichen Stände auf den Landtagen immer stärker den Wunsch nach Religionsfreiheit gegenüber. In den Jahren 1541/42 forderten sie auf dem Prager Generallandtag freie Predigt des Evangeliums und den Laienkelch in allen habsburgischen Ländern.

Die katholische Kirche befand sich weiterhin im schlechten Zustand. Auch die Klöster leerten sich immer mehr, der geistliche Stand löste sich fast gänzlich auf. Die Wiener Bischöfe kämpften wohl dagegen an, ihr Einfluss war aber gering, da der größte Teil des Landes zur Diözese Passau gehörte. Die Visitation des Jahres 1544 zeigte, dass viele Pfarren unbesetzt waren und das Volk zum Teil ohne Taufe, Beichte und Sakramente leben musste. Mönche und Äbte lebten mit Frauen und ihren Kindern. Manche ehemals katholischen Priester entfernten sich, ohne einen Konfessionswechsel zu beabsichtigen, immer mehr vom katholischen Glauben und wurden eines Tages aus Gewohnheit evangelisch. Neben diesen Geistlichen waren die Adeligen die wichtigste Stütze der Reformation. Viele Edelleute waren aus Überzeugung Evangelische geworden; Herren- und Ritterstand spalteten sich in konfessionelle Parteien, die sich gegenseitig hart bekämpften. * (Gutkas, Karl: Geschichte Niederösterreichs, Wien 1984, S 115 ff.)

Anders war die Situation in den landesfürstlichen Städten. Das neue Stadtrecht räumte dem Landesfürsten eine starke Einflussnahme auf die Besetzung der politischen Ämter ein. Damit war es möglich, dass sich die Mitglieder des Stadtrates auch in Zeiten, in denen etwa drei Viertel der Wiener Bürger Protestanten waren, mehrheitlich zum katholischen Glauben bekannten. Aber zunächst taten alle gegenreformatorischen Aktivitäten der Ausbreitung des Protestantismus im Wiener Raum keinen Abbruch. Erst als Ferdinand 1551 einige Jesuitenpatres nach Wien holte, konnte langsam ein Gegengewicht zum Siegeszug der Protestanten aufgebaut werden. * (Öhlinger, Walter: Wien zwischen den Türkenkriegen, Geschichte Wiens Bd. 3, Pichler Verlag 1998, S 49-50.)

Sanitäre Verhältnisse

Die sanitären Verhältnisse dieser Zeit beleuchtet eine Anordnung des Bürgermeisters, des Richters und des Rates der Stadt Wien im Jahre 1540, die diese auf Anordnung der Regierung trafen: Alle Einwohner hatten von nun an, jeden Unflat, Mist und Gestank, wodurch eine Infektion oder Vergiftung entstehen könnte, vor und in den Häusern ohne Verzug wegzuräumen. Sie durften weder Krautwasser, Herings- und Fischwasser noch anderen derartigen Unflat ausgießen, sondern mussten dieses stracks in die Donau oder in die Wien (Fluss) tragen, sie durften auch weder in der Stadt noch in deren Häusern waschen lassen und kein Schwein in der Stadt halten. * (Patent im Niederösterreichischen Landesarchiv, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, I. Abt., 5. Bd., Wien 1906, Nr. 5318.) Wien bestellte einen Magister sanitatis, einen Leiter des Stadtgesundheitswesens. Dessen ungeachtet kam es 1541 zu einem verheerenden Ausbruch der Beulenpest in Wien. Ein Drittel der Bevölkerung fiel ihr zum Opfer. * (Stadtchronik Wien, 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern, 1. Auflage, Christian Brandstätter, Wien 1986, S 108.)

König Ferdinand I.
Lob der Stadt Wien
Lucas Cranach d. Ä. Bildnis Ferdinand I., 1548

Staatliche Museen Schwerin
Nachdruck des Werkes von Wolfgang Schmelzl .
 In Wien Leopoldstadt wurde die Wolfgang-Schmälzl-Gasse nach ihm benannt.


Wolfgang Schmeltzl schrieb im Jahre 1547 seinen „Lobspruch der hochlöblichen und weitgereisten berümbten Künigilichen Stat Wienn...“. * (Ein Lobspruch der höchlöblichen und weitberümbten Küniglichen Stat Wienn in Osterreich, welche wider den Tyrannen vnd Erbfeind Christ nit die wenigist sonnder die höchst Hauptbefestigung der Christenhait ist. Rö. Kü. May. ec. zu ehren beschriben durch Wolfgang Schmältzl, Schulmaister zun Schotten vnd Burger daselbst im 1547 daselbst. Faksimilienachdruck der Ausgabe 1547, Wien Brüder Rosenbaum 1958.) Darin wird auch Dionisius Keck als Ratsherr erwähnt, der in einem Festzug aus Anlass der Neuwahl des Stadtrates, die traditionell am 21. Dezember stattfand, in der zweiten Reihe, gleich nach dem Stadtrichter ging. * (Die Reihenfolge im beschriebenen Festzug entspricht auch der Reihenfolge der Eintragung in der Handschrift B 85/1. Er ist auch dort an erster Stelle nach dem Bürgermeister eingetragen. Daraus kann auf seine besonderes Ansehen im Rat der Stadt Wien geschlossen werden. Das gleiche gilt für die Jahre 1544, 1545, 1546, 1549 und 1550.)

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