Voitelsbrunn,
heute Sedlec, liegt an der Strasse, die von Nikolsburg
nach Feldsberg führt.
Dort zweigt eine Nebenstrasse nach Pulgram ab. Das Dorf Voitelsbrunn
liegt am
nordwestlichen Ende des Steindamm- oder Nimmersatt-Teiches und hat eine
sehr
alte dem heiligen Veit geweihte Kirche und ein kleines Kurhaus. Der im
Hauses
befindliche Mineralbrunnen enthält ein schwefelhaltiges Wasser,
das sich bei
Rheuma, Gicht und Ischias heilsam bewährt. Urkundlich befand sich
hier schon
1362 ein Heilbad.
Voitelsbrunn gehörte wie Pulgram jahrhundertelang zum
Herrschaftsgebiet der Dietrichsteiner,
während Eisgrub, Feldsberg und Neudek Liechtensteinischer Besitz
waren.
Josef Adalbert Krickel hat in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts viele
Landschaften der Monarchie zu Fuß durchwandert. Der Auftakt zu
diesen Reisen
bildet eine Fußwanderung von Wien nach Eisgrub, die er 1827
unternahm. Es muss
hier gewesen sein, wo er schwärmt: * (Krickel, Adalbert
Joseph: Fußwanderung von Wien aus über Pirawart und
Nikolsburg nach Eisgrub und Feldsberg. – Wien, Adolph 1829, S 58.
„Hier wo die Tayja, die Gränzmark Österreichs und Mähren
bildend, sich in zahllose
Insel zertheilend, und sich wieder vereinend, den nahen Marken Ungarns
zueilt,
um sich in die March zu ergießen, mußten Natur und Kunst
sich vereinigen, um
eine der schönsten Gegenden unsers Österreich zu erschaffen.
Rückwärts das
Pollauergebirge mit seinen Ruinen, an dessen Fuße der Badeort
Voitelsbrunn
heranwinkt mit noch mehreren auslaufenden Anhöhen von Nikolsburg
und
Kleintrinitz, mit den schönsten Hochwäldern und
Weingärten geziert, welche
sich links in die an den Ufern der Tayja gelegene hochbelaubten Auen
verlieren,
vorwärts die himmlischen Fluren von Eisgrub, Lundenburg und
Feldsperg, die sich
durch die vielen Gebäude und gartenähnlichen Anlagen sogleich
verrathen.
In
weiter Ferne erheben sich bis zu den Karpathen aus blauem Grunde
niedliche Dörfer
und Kirchen wie weiße Lichtpunkte. Unbeschreiblich schön ist
schon aus der
Entfernung der Anblick, den hier Natur und Kunst gewährt – aber
was für
herrliche Genüsse erwarten den gefühlvollen Wanderer erst in
der Nähe. Von
allen Seiten blicken Tempeln und Gebäude hervor. Der erhabene
Fürst von
Lichtenstein hat aus diesem einst morastigen Boden – ein Paradies
geschaffen.“
Gregor Wolny schrieb 1836 über diesen Ort: * (Wolny, Gregor: Die
Markgrafschaft Mähren topographisch, statistisch und historisch
geschildert. Band 2 )
„Voitelsbrunn (ehem. Foydaspru) mährisch Sedlecz gehört zur
Fideikommißherrschaft
Nikolsburg wie auch Klentnitz, Bergen, Muschau und Pulgarn (Pulgram).
Es liegt
östlich im Thale an der von Nikolsburg nach Eisgrub hier
durchführenden
Strasse, mit 153 Häusern 857 Einwohnern (406 männlich, 451
weiblich) und einer
dem obrigkeitlichen Schutze unterstehenden Pfarre des Nikolsburger
Dekanats,
deren zwar kleine aber sehr alte Kirche dem heiligen Veit gewidmet ist
und 3 Altäre
enthält. Nach der am Taufbrunnen befindlichen Jahreszahl 1585, und
der Übersicht
der Besitzer war hier im 16. und 17. Jahrhundert eine Pfarre, sowie
schon 1562
ein Bad und Gericht, 1596 und 1601 auch Wein- und Obstgärten. Auch
jetzt
besteht daselbst noch, nebst obrigkeitlichen Mühle ein Badhaus mit
14 Badekammern
und 12 Gastzimmern. Das stark schwefelhaltige Wasser bewährt sich
vorzugsweise
heilsam bei rheumatisch-gichtischen Zufällen und Hautkrankheiten.
Im Jahre 1833
verbrannten hier 32 Häuser.“