Auswirkungen des dreißigjährigen Krieges


Der Dreißigjährige Krieg von 1618 – 1648 war ein einschneidendes geschichtliches Ereignis, das wie kein anderes die Geschichte der folgenden Jahrhunderte prägte. Die Bevölkerung des Römisch-Deutschen Reiches ging in dieser Zeit durch Kriegshandlungen, Hunger und Seuchen um durchschnittlich ein Drittel von  21 Millionen auf 13 Millionen zurück. Der anteilige Bevölkerungsverlust lag höher als im Zweiten Weltkrieg. Das Land Böhmen hatte vor den Krieg mehr als 3 Millionen Einwohner, nachher nur noch 780.000. Die Zahl der Entwurzelten und seine materiellen Zerstörungen waren ebenso groß.

Südmähren war gleich zu Beginn Kriegsgebiet. Nikolsburg wurde von den aufständischen Evangelischen belagert und von Friedrich von Teufenbach, Herr auf Dürnholz erobert. Der kaiserliche General Dampierre zog aus Böhmen über Retz zum Entsatz von Nikolsburg, wurde aber am 8. August 1619 zwischen Unter-Wisternitz und Tracht geschlagen. Mit dem restlichen Heer zog er nach Lundenburg und eroberte dieses. Dabei wurde die Umgebung stark verwüstet.

Kanone feuernd
Historische Kanone feuernd.

Die Aufnahme entstand 2010 anläßlich der Veranstaltung „Montur und Pulverdampf” im Heeresgeschichtlichen  Museum Wien.
Musketiere
Musketiere aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Links ein Offizier. Die rote Schärpe kennzeichnet ihn als Kaiserlichen.

Die Aufnahme entstand 2010 anläßlich der Veranstaltung „Montur und Pulverdampf” im Heeresgeschichtlichen Museum Wien.

In der entscheidenden Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620 siegten die Kaiserlichen. Kaiser Ferdinand II. handelt und rächt sich mit fürchterlicher Konsequenz. Die Ständeführer werden der Reihe nach aufgespürt und verhaftet, monatelang dauert ihr Hochverratsprozess. Ein halbes Jahr nach der Schlacht am Weißen Berg werden die Urteile gefällt: 27 Herren müssen sterben. Die meisten werden geköpft, drei werden aufgehängt, darunter Bürger wie Adelige und Tschechen wie Deutsche. Das schaurige Blutgericht am 21. Juni 1621 ist die Demonstration der absoluten katholischen Macht. Die Böhmischen Brüder werden ausgewiesen, der gesamte kirchliche Besitz wird zurückerstattet, die restlichen Bürgerrechte werden aufgehoben, Adel und Bürger vor die Wahl gestellt, entweder katholisch zu werden oder das Land zu verlassen.

Die Sieger und jene, die sich rechtzeitig auf ihre Seite geschlagen hatten, darunter die Liechtenstein, wurden belohnt. Zwei Drittel von Böhmen wurden neu verteilt und es entstanden riesige Besitze. Nun kommen die Mansfeld und die Schwarzenberg, die Piccolomini, Colloredo, Waldstein, Huertas, Buquoy und Tarouca zum Zug, andere wie die Lobkowitz, Liechtenstein und Michna kaufen billig dazu. * (Payrleitner, Alfred: Österreicher und Tschechen – Alter Streit und neue Hoffnung, Böhlau Verlag, Wien, Köln , Weimar 2003, S 88.)

Das Vermögen der am Aufstand beteiligten protestantischen Führer wurde konfisziert. Von den eingezogenen Gütern erhielten General Albrecht Wallenstein, Kardinal Franz Dietrichstein und Karl von Liechtenstein große Anteile. Von den 254 alten böhmischen Herrengeschlechtern überstand kaum ein Zehntel die Folgen der Niederlage am Weißen Berg. Der niedrige Landadel schien durch die Austreibung überhaupt vernichtet – von 1128 Familien des Ritterstandes blieben nur knapp 200 übrig., auch diese meist verarmt und deklassiert.   In diesen Jahren wurde die Grundlage für den Hass der Böhmen gelegt, der letztlich zu den Ereignissen der Jahre 1945 bis 1948 führte.

1623 erschien Bethlen Gabor mit einem größeren Heer in Mähren und verwüstete die Liechtensteinischen  Herrschaften bis Auspitz.

In den letzten Kriegsjahren war Südmähren wieder besonders betroffen. Am 6. April 1645 wurde Nikolsburg von den Schweden erobert; auch die Maydenburg bei Pollau fand das gleiche Schicksal. Das gleiche geschah mit vielen befestigten Orten der Umgebung: die Burgen Staatz, Falkenstein, Wilfersdorf, Rabensburg und Klentnitz wurden zerstört. Auch Eisgrub war schwer betroffen; nach dem Abzug der Schweden  im Jahre 1646 waren 86 Wohnhäuser zerstört oder menschenleer. Im Gefolge des Krieges waren in Mähren 63 Schlösser, 22 Städte und 313 Dörfer gänzlich zerstört worden.  * (Witzany, Michael: Die Marktgemeinde Eisgrub, Band 2, Eisgrub 1901, S 106 ff.)

Nicht alle Familien erholten sich wieder in ihren Vermögensverhältnissen, nicht alle von den Geflohenen kehrten zurück. 1651, also drei Jahre nach der Beendigung des Krieges waren nach 15 Ganzlehnerhäuser, 13 Halblehnerhäuser und ein Großteil jener der Häusler verödet. Viele Felder, Weingärten und Wiesen waren unbenützt.
    
Zu allem Elend kam noch, dass die Regierung der wirtschaftlichen Gesundung des Landes nicht die erforderliche Aufmerksamkeit widmete. Man war nur bestrebt, wie die meisten Grundherrschaften übrigens auch, aus dem Land und den Bauern soviel Geld wie möglich herauszuholen und die Länder dem katholischen Glauben zu sichern. * (Kreuzer, Anton: Geschichte Südmährens, Band 1, Von der Frühzeit bis zum Untergang der Donaumonarchie 1918, Verlag des Südmährischen Landschaftsrates Geislingen / Steige 1975.)
   
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