Neudek

Das Dorf Neudek liegt an einem Nebenarm der Thaya stromaufwärts von Eisgrub. Von der Strasse, die von Eisgrub über Pulgram nach Nikolsburg führt, zweigt nach rechts eine Stichstrasse nach Neudek ab. Jetzt befinden sich dort nur zwei bemerkenswerte Gebäude: die St. Laurenzkapelle und die später zu einem kleinen Kraftwerk umgebaute alte Mühle. Der leider schon verstorbene Fritz Landauf zeigte mir die Einrichtungen. Noch heute ist der Generator zu sehen. Dieses kleine Kraftwerk erzeugte schon Ende des 19. Jahrhunderts Strom für das Schloss in Eisgrub.

Muehle in Neudek um 1930
Die zu einem Kraftwerk umgebaute Mühle in Neudek

Die Aufnahme entstand um 1930 herum.

Quelle: Fritz Landauf
Neudek Mühler heute
Das Mühlengebäude in Neudek heute

Aufnahme 2004

Neudek ist schon immer eng mit Eisgrub verbunden gewesen. Das Dorf hat nur eine Kapelle, die dem heiligen Laurentius geweiht ist. Es gehört zum Pfarrsprengel Eisgrub, wo sich auch die Pfarrkirche befindet. Sogar die Kirchenbücher wurden bis 1819  mit Eisgrub und teilweise Millowitz gemeinsam geführt. Es wurde bloß ein "N" beigesetzt, wenn sich die Eintrag auf Neudek bezog. Erst 1819 wurden gesonderte  Geburts-,  Heirats- und Sterbebücher für Neudek angelegt. Obwohl Neudek älter oder zumindest genau so alt wie Eisgrub ist, geriet es, wohl auf Grund des Schlosses der Liechtenstein in Eisgrub bald ins Hintertreffen.
 
Neudek wurde im Jahre 1244 erstmalig urkundlich erwähnt. Der böhmische König Wenzel I. verlieh dem Sifrid, der Waise genannt, einige Erbgüter in Mähren, nämlich Pulgram ... und Neudek und Eisgrub. Der lateinische Text lautet: (u = teilweise v)

„Nouerint igitur uniuersi presentes et futuri, quod nobilem nostrum Sifridum dictum orphanum gracia uberiori amplexantes, hereditates quasdam in terminis Morauiae eidam contulimus in perpetuum possidendas, Bulgarn videlicet et Nideke et Ysgrube“  (Es mögen daher alle Gegenwärtigen und Zukünftigen wissen, dass wir unserem Edlen Sifrid, genannt der Waise, den wir sehr hochschätzen, gewisse Erbgüter in Mähren zu dauerndem Besitz übertragen, Pulgram nämlich und Neudek und Eisgrub).  * (Codex dipl. Mor. III. 45 zitiert in Vogel Alfred: In Pulgram daheim, Selbstverlag der Dorfgemeinschaft Pulgram 1991)

Den Anlass dieser Urkunde bildete ein Streit zwischen Sifrid dem Waisen und dem Abt von Welehrad wegen der Mühle in Bulgarn.  Deren Gewässer hatten schon öfters die Ufer überflutet und in der angrenzenden Welehrader Besitzung Prittlach großen Schaden angerichtet und die Mühle selbst dreimal zerstört. Der Abt zu Welehrad verlangte deshalb von Sifrid dem Waisen, dass er die Mühle nicht mehr aufbauen solle, worauf sich beide Parteien dahingehend einigten, dass das Stift Welehrad die Mühlstätte um 20 Mark käuflich erwarb. Dieser Vergleich wurde von König Wenzel I. mit der vorgenannten Urkunde bestätigt. * (Codex dipl. Mor. IV/390 zitiert in Vogel Alfred: In Pulgram daheim, Selbstverlag der Dorfgemeinschaft Pulgram 1991)

1292 wurde im Schloss zu Neudek eine Urkunde über die Schlichtung eines Grenzstreites zwischen Siegfried V. von Neudek und dem Kloster Welehrad aufgesetzt.  1332 ist dann die Herrschaft des Hartneid von Liechtenstein über Burg und Dorf Neudek dokumentiert. Neudek, welches der Stammsitz des Herrn Ortolf des Waisen und ebenso auch der Sitz seines Vaters war, bestand im Jahre 1362 aus 13 Halblehen, einem Meierhofe und einer Mühle. Der Herrschaft der Liechtensteiner blieb bis 1848 erhalten, die Burg verfiel.

Thaya bei Neudek
Die Thaya bei Neudek stromaufwärts.

Die Aufnahme entstand Anfang 2004
Neudek - Gasse zur Mühle
Gasse in Neudek, die hinunter zur alten Mühle führt.

Die Aufnahme entstand Anfang 2004


Gregor Wolny  beschrieb 1836 die Herrschaft Eisgrub wie folgt:

„Fideikommiss-Herrschaft Eisgrub.

Lage: Liegt im Süden des Kreise hart an der österr. Gränze und wird im O. von Lundenburg und Pawlowitz, im S. von Feldsberg (Unter-Österreich) im W. von Nikolsburg, im N. aber von Seelowitz (Gut Niemtschitz) und Pawlowitz begränzt.

Nebst dem Markte Eisgrub gehören zu dieser Herrschaft noch folgende Dörfer:

1. Millowitz (Milowîce), nw. 1 ½ St. Nahe an der Taja eben gelegen, hat 84 H. mit 440 E. (211 mnl. 229 wbl.). Hier besteht eine der Eisgruber Pfarre untergeordnete und dem Patronat des k.k. Religionsfonds seit 1769 (als dem Stiftungsjahre) unterstehende Local-Cooperatur, deren dem hl. Oswald gewidmete Kirche mit 3 Altären von dem Selowitzer Dechant, Benedikt Haan (früher Pfarrer in Eisgrub) 1742 auf dessen eigene Kosten erweitert wurde. Außer 1 Schule ist hier 1 Mühle an der Taja („Frauenmühle“) mit 3 Gängen.
2. Neumühl (Nowý Mlegný), 1 ¼ St. nw. Am linken Ufer der Taja, ohne Zweifel eine neuere Ansiedlung von 50 H. mit 313 E. (152 mnl. 161 wbl.) Es ist hier ein Meierhof mit 40 Stk. veredelten Rindern und 1 Mühle von 6 Gängen außer 1 Breingang, beide obrigkeitlich.
3. Neudeck, ½ St. W. am rechten Ufer der Taja zählt in 47 H. 520 E. (124 mnl. 126 wbl.). Die dasige von dem bereits erwähnten Selowitzer Dechant Benedikt Haan 1743 erbaute St. Laurenz-Kapelle mit 1 Altar gehört, sammt der Gemeinde, zur Eisgruber Pfarrkirche; die obrigkeitliche Mühle von 9 Gängen und die Brettsäge betreibt die Taja. Von der hier im 13. Jahrh. bestehenden Burg findet sich keine Spur vor, es sei denn, daß sich die für die Stätte derselben ein in dem s.g. Aufwalde, nächst dem „Air“ oder „Urwehre“, mit Dämmen umgebener Platz, den man jetzt noch die „Heidenstätte“ nennt, annehmen ließe.
4. Prittlach (Prikulký) ......
5. Streurowitz – Groß (Welke Stagerowice)
6. Streurowitz – Klein (Male Stagerowice)
7. Noch gehört zu Eisgrub der kleinere Teil des Dorfes Saitz (Źageczý), bestehend aus 187 E. (86 mnl. 101 wbl.) den größeren Besitz die Herrschaft Pawlowitz.

Alle diese Ortschaften haben durch die französischen Invasionen in den JJ. 1805 und 1809 bedeutend gelitten.“ * (Schenkl, Conrad Philipp: Die Markgrafschaft Mähren. Topographisch, statistisch und historisch geschildert von Gregor Wolny, 2. Auflage, Brünn 1846.)

buch
Vorige Seite
arrow
Rücksprung
Kapitelmenu
Nächstes Kapitel
Buch
Nächste Seite