Stadt und Schloss Feldsberg

Wappen von FeldsbergDie 10 km westlich von Lundenburg gelegene Stadt Feldsberg  (Valtice) wurde 1190 als »castrum in Veldesperch« erstmalig erwähnt. Zwei Jahre später erhielt Wichard von Seefeld, der Truchsess (maior dapifer) des österreichischen Herzogs die vom Passauer Bischof errichtete Burg mit dem Auftrag, sie als Gegengewicht zu den mährischen Burgen auszubauen. Die Seefelder erbauten eine mächtige Grenzfestung, in deren Vorburg eine Stadt entstand.

Nach dem Aussterben der Seefelder in der männlichen Linie im Jahre 1270 wurde Feldsberg von den Geschlechtern der Kuenringer und der Rauenstein erworben. Vor 1394 gelangte die Herrschaft an die Herren von Liechtenstein, denen sie bis 1945 gehörte.

Während der Hussitenkriege war Stadt und Burg Feldsberg heftig umkämpft. In der Burg befand sich eine Garnison. Herzog Albrecht von Österreich hatte 1421 Elisabeth, die Tochter Kaiser Sigismunds, geheiratet und war damit mit ihm ein enges Bündnis eingegangen. Dementsprechend standen auch die Liechtenstein auf der Seite Kaiser Sigismunds. Der Kaiser und sein Schwiegersohn trafen sich 1422 in Feldsberg. Bis in den Spätherbst 1425 blieben die Kämpfe auf böhmischmährisches Gebiet beschränkt. In November drangen erstmals hussitische Verbände nach Niederösterreich vor. Erst die Donau stoppte den Vormarsch der Hussiten. Dabei wurde 1426 Feldsberg durch die Hussiten niedergebrannt.

 Nach dem Tode Kaiser Sigismunds, der ohne einen männlichen Nachkommen starb, wurde Herzog Albrecht ohne nennenswerte Widerstände zum ungarischen König und zum böhmischen König gewählt. Er starb aber 1439 im Alter von 42 Jahren in Ungarn an der Ruhr.

Im Februar 1440 wurde sein Sohn Ladislaus geboren. Über die Frage der Vormundschaft über diesen zerbrach die Einheit der Donauländer. Die Vormundschaft über den Minderjährigen konnte sich der steirische Habsburger Friedrich III. sichern. Die Ungarn wählten als Reichsverweser János Hunyadi. In Böhmen setzte sich nach längerem Ringen die nationaltschechisch-hussitische Partei unter Georg von Podiebrad durch, den Friedrich III. 1451/52 als Landesverweser anerkannte. Ladislaus starb schließlich 1457 in Prag und in der Folge machten sich Ungarn unter Matthias Corvinus, dem Sohn des János Hunyadi, und Böhmen unter Georg von Podiebrad wieder selbständig.

Die Liechtenstein wechselten mehrmals die Seiten. Zuerst standen sie auf der Seite Kaiser Friedrich III. und konnten nach den Hussitenkriegen ihren Familienbesitz erheblich erweitern. Später findet man sie auf der tschechischen Seite bei Georg Podiebrad, und wechselten schließlich ins Lager des ungarischen Königs Mathias Corvinus.

Kaum hatte sich die Bewohner der Stadt von den Hussitenkriegen erholt, mussten sie schon wieder die Raubzüge der verschiedenen Heere ertragen. Viele Ortschaften in der Nähe der Stadt Feldsberg wie Aloch, Kelčin, Potendorf und Königsbrunn sind dabei untergegangen.

König Mathias hatte noch 1487 Christoph III. von Liechtenstein zum Landmarschall ernannt und ihn mit vielen Dörfern belehnt. Nach dem Tode des Mathias Corvinus 1490 in Wien, konnte sich Christoph III. von Liechtenstein mit Kaiser Friedrich III aussöhnen. Er musste die Herrschaft Wechsenberg und das Schloss Ruttenstein ausliefern, wurde aber dann wieder zum Landmarschall ernannt.  * (Witzany, Michael: Die Markgrafschaft Mähren und die Marktgemeinde Eisgrub, Bd. 1, 1896, S.209 )

Bei der Erbteilung der Liechtensteinischen Besitzungen erhielt Hartmann von Liechtenstein Burg und Stadt Feldsberg. Hartmann war ein hervorragender Wirtschaftsführer. Es gelang ihm, die wirtschaftlichen Grundlagen des Gutes Feldsberg zu festigen.
 
Von 1534 – 1560 hatte Christoph IV. von Liechtenstein die Herrschaft Nikolsburg inne. Nachdem er 1555 Alleinbesitzer geworden war, sah er sich durch seine Schulden veranlasst diese Herrschaft an den ungarischen Freiherrn Ladislaus von Kereczenyi für 60.000 böhmische Gulden zu verkaufen, die nach dessen Tod an die Dietrichsteiner überging.  * (Vogel, Alfred: In Pulgram daheim, Selbstverlag der Dorfgemeinschaft Pulgram, Freiburg im Breisgau 1991 S 292)

Eine herausragende Persönlichkeit am Beginn des 17. Jahrhunderts war Karl von Liechtenstein. Er war zunächst Protestant, trat aber 1599 zum Katholizismus über. Um die Zersplitterung und letztlich den Verlust des Familienbesitzes zu vermeiden, wie es mit der Herrschaft Nikolsburg geschehen war, schloss er mit seinen Brüdern einen Fideikommissvertrag ab, nach dem der das Feldsberger Gut ungeteilt zu bleiben hatte. Der Erstgeborene sollte jeweils das Gut verwalten. Karl von Liechtenstein brachte 1605 die Barmherzigen Brüder in die Stadt, die später die Grundlagen für ein Krankenhaus legten.

Im selben Jahr 1605 wurde die Stadt von den Truppen des ungarischen Magnaten Stefan Bocskai belagert. Karl von Liechtenstein stand auf der Seite des späteren Kaiser Mathias. Als Belohnung dafür wurde er in den Fürstenstand erhoben.

Im Dreißigjährigen Krieg hatten die Bewohner der Stadt viel zu erleiden. 1619 zogen zuerst die Heere des siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gábor und dann des kaiserlichen Generals Dampierre durch Feldsberg. Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung mussten von der Stadt aufgebracht werden.

Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde Karl von Liechtenstein 1620 der kaiserliche Statthalter in Böhmen. Er residierte auf Schloss Feldsberg. Die Folgen der Rekatholisierung auf das Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen wurde schon im Kapitel über Eisgrub beschrieben.

Schlecht bestellt war es jedoch um die Stadt, als die Schweden ins Land einfielen. Feldsberg ergab sich dem schwedischen General Torstenson. Die Stadt wurde mehrmals geplündert, der Ernte beraubt und zum Teil niedergebrannt. Die verwüstete Stadt erholte nach dem Westfälischen Frieden 1648 nur allmählich von den Kämpfen, die hier in der letzten Phase des Krieges stattgefunden hatten.
 
Nach den schweren Jahren des Dreißigjährigen Krieges erlebte Feldsberg eine Epoche einer längeren Ruhe. Fürst Karl Eusebius baute Feldsberg zur Residenzstadt der Liechtenstein aus. Er ließ das Renaissanceschloss abtragen, um nördlich davon das heutige Schloss zu errichten. Karl Eusebius hielt sich Feldsberg gerne auf. 1631 bis 1671 ließ er auch eine neue Pfarrkirche erbauen.

Das alte Schloss in Feldsberg
Zeichnung des alten Renaissanceschlosses von Georg Mattheus Vischer um 1672, aus der Topographia Austriae inferioris.
Schloss Feldsferg vom Süden
Das Schloss heute. Ansicht von Süden.

Aufnahme 2004
Schloss Feldsberg Ehrenhof
Schloss Feldsberg Ansicht von Süden  - Ehrenhof


Aufnahme 2006


Nach 1713 wurde das neue Gebäude von Johann Bernhard Fischer v. Erlach der die »sala terrena« schuf, Domenico Martinelli u. a. um eine Reithalle erweitert. 1721 entstand das Tor, durch das man vom großen Marktplatz aus - dieser wird von der 1631-71 erbauten Pfarrkirche Maria Himmelfahrt dominiert - zum Schloss gelangt. Seit dem 1790 erfolgten Anbau des Theatergebäudes hat sich der in einem barocken Garten gelegene Gebäudekomplex kaum verändert. In dem großen, bis nach Eisgrub reichenden Park wurden Anfang des 19. Jahrhunderts romantische Kleinbauten geschaffen, die man Belvedere, St. Hubertus oder Rendezvous nannte. Das Schloss war bis zum Ersten Weltkrieg ein Zentrum des kulturellen Lebens. Im 14. Jahrhundert gab es in Feldsberg ein Minoritenkloster 1487-1803 ein Franziskanerkloster und nach 1664 ein Kloster der Barmherzigen Brüder. Die bis in die Gegenwart geführte Obst- und Weinbauschule stammt aus dem Jahre 1873. * (Handbuch der historischen Stätten, Böhmen und Mähren, Stuttgart Kröner 1998)

Feldsberg Kirche
Die Kirche von Feldsberg wurde unter Karl Eusebius von Liechtenstein in den Jahren 1631 - 1671 errichtet. Der Architekt war Giacomo Tencala,  der zunächst auch die Bauleitung hatte. Nach dem Einsturz der Kuppel im Jahre  1637 wurden die Arbeiten von dem Brünner Baumeister Andrea Erna  weitergeführt.


Die Aufnahme entstand 2004
Feldsberg Rathaus
Das Rathaus in Feldsberg heute,

 aufgenommen 2004

Feldsberg gehörte in der Zeit der Monarchie noch zum Bezirk Mistelbach in Niederösterreich. Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel die Österreichisch–Ungarische Monarchie. Die Vorstellungen Deutschösterreichs über die Nordgrenze sahen die Einbeziehung Deutsch – Südmährens zur Niederösterreich vor. Zwar standen dort vorübergehend österreichische Volkswehreinheiten, doch waren sie zu schwach, um den einrückenden Tschechen Widerstand zu leisten. Der tschechoslowakische Präsident Masaryk berief sich bei der Bildung seiner Republik auf die These von der historischen Einheit der Länder der böhmischen Krone und lehnte damit ethnischen Grenzen und Volksabstimmungen ab. Darüber hinaus wurde von Österreich eine Revision der fast tausendjährigen Grenze zu Niederösterreich gefordert. Die Grenzkorrektur im Raum Feldsberg war ganz offenkundig von Wirtschaftsinteressen diktiert. Südwestlich von Lundenburg (Breclav) ging es – neben der Verkehrsanbindung – vor allem um die Zuckerfabrik. Der Hinweis auf zugewanderte slowakische Arbeiter in Themenau wurde als Begründung für die Abtretung angegeben, ungeachtet der Tatsache, dass solche „nationalen Gründe“ für weite Teile Südmährens und Südböhmens zurückgewiesen wurden. So kam es, dass seit dem Friedensvertrag von Saint Germain (1919) Feldsberg zur Tschechoslowakei gehörte.  * (Scheuch, Manfred: Historischer Atlas Österreich, Verlag Christian Brandstetter, Wien 1994)

Bis 1920 war die traditionell von der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft sowie vorn Weinbau lebende Bevölkerung (1869: 1399, 1910: 3402 Einwohner) rein deutsch; 1921 kamen dann 625 tschechische auf 2285 deutsche Einwohner, 1930 kamen 1924 tschechische auf 1102 deutsche Einwohner Nach der Vertreibung der Deutschen lebten in Feldsberg 1950: 3065 und 1991: 3607 Einwohner.  * (Handbuch der historischen Stätten, Böhmen und Mähren, Stuttgart Kröner 1998)

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