Revolution, Bauernbefreiung und Aufschwung

Wappen von EisgrubAm 13. März 1848 kommt es in Wien zu Unruhen gegen das Regime Metternich. Studenten und Bürger dringen in das niederösterreichische Landhaus ein. Arbeiter aus den Vorstädten schließen sich an. Durch den Einsatz des Militärs fallen die ersten Opfer. Angesichts der drohenden Revolution entschließt sich die Regierung zu Konzessionen. Staatskanzler Metternich, der vierzig Jahre lang die Regierungsgeschäfte geführt hatte, tritt zurück. Die Bürger schließen sich zur Nationalgarde zusammen, die Studenten formieren sich zur Akademischen Legion. Die Regierung Pillersdorf verlautbart am 24. April 1848 den versprochenen Verfassungsentwurf , der aber von Studenten und Liberalen abgelehnt wird. Eine „Sturmpetition“ der Nationalgarden, Studenten und Arbeiter fordert am 15. Mai 1848 die Einberufung eines konstituierenden Reichstages, der aus allgemeinen, direkten und freien Wahlen hervorgehen soll. Nach Straßenkämpfen stimmt die Regierung am 16. Mai 1848 den Forderungen zu. Der Kaiser flüchtet am nächsten Tag mit seiner Familie nach Innsbruck. * (Stadtchronik Wien, Verlag Christian Brandstätter, Wien 1986.)  In Nikolsburg wurde Ignaz Holzknecht zum Deputierten für den Reichstag gewählt. * (Elsinger, Reiner Martin: Heimatbuch Nikolsburg, Kulturverein Nikolsburg in Wien, Wien 1987.)

Am 22. Juli 1848 eröffnet der Reichsverweser Erzherzog Johann den konstituierenden Reichstag, der in seiner Zusammensetzung das charakteristische Bild der Monarchie widerspiegelt. Die Abgeordneten sind einander so fremd wie möglich und konnten sich nicht einmal auf die Verhandlungssprache einigen. Eine einzige große Tat gibt diesem Reichstag eine historische Bedeutung: der Beschluss auf Beseitigung des Untertanenverhältnisses und der bäuerlichen Lasten, der auf Grund das Antrages von Hans Kudlich am 7. September 1848 gefasst wird. Als die bäuerlichen Bevölkerung damit ihr wichtigstes Anliegen  erfüllt sieht, verebbt ihr Interesse an der Politik.

Mittlerweile hatten die Siege Radetzkys in Italien, der Zusammenbruch der Piemontesischen Armee und die Wiedereroberung von Mailand die Position der Monarchie gestärkt, so dass der Kaiser wieder nach Wien zurückgekehrt war.  Ausgelöst durch ein meuterndes Grenadierbataillon, das sich weigerte, gegen das revolutionäre Ungarn zu marschieren, und durch die Nationalgarde unterstützt wird, kommt es zu Gefechten mit dem Militär. Die Eisenbahnlinie nach Ungarn wird zerstört. In der Stadt kommt es zu Kämpfen zwischen der Wiener Bevölkerung und dem Militär. Kriegsminister Latour wird in seinem Ministerium ermordet.

In dieser Lage beginnt der Hof den Großangriff auf Wien vorzubereiten. Feldmarschall Windischgrätz eröffnet ein Bombardement auf die Stadt. Die Belagerer überrennen die Verteidigungslinien in den Vorstädten und die Stadt Wien kapituliert vor den Angreifern. Damit ist die Revolution das Jahres 1848 zu Ende und es beginnt die Zeit des Neoabsolutismus.

Diese Ereignisse gingen an Südmähren nahezu spurlos vorüber, lediglich im Heimatbuch von Nikolsburg findet sich der Hinweis, dass die Kanonade vom 28. Oktober 1848 am Heiligen Berg gehört worden sei. Hingegen leitete die Abschaffung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit und des Robots die Entwicklung zu modernen Gemeinwesen ein.

Die bäuerliche Grundentlastung und die Entschädigung der Grundbesitzer war ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des sozialen und politische Friedens. Die neuen Eigentumsverhältnisse mit ihren Auswirkungen auf den Kapitalmark eröffneten auch der Wirtschaftspolitik neue Wege.

Im Prinzip bestimmte das vom Salzburger Abgeordneten Josef von Lasser („Lasser’sche Artikel“) durchgebrachte Befreiungsgesetz, dass die abzulösenden Leistungen zu einem Drittel vom Grundherrn,  zu einem Drittel vom Bauern und zum letzten Drittel vom Staat zu tragen waren.

Auf jene Leistung, die dem Grundherrn aus dem persönlichen Untertanenverhältnis der Bauern zustand, musste die Herrschaft ohne Entschädigung verzichten. Für den Urbarialbesitz, den der Bauer bewirtschaftete, gebührte dem Grundherrn eine „billige Entschädigung“. Für diesen Teil galt die Drittelung. Für Dominikalgrundstücke, das heißt für Nutzungsflächen, die der Bauer vom Grundherrn gepachtet hatte, schuldete er die volle Ablöse.

Ob sich die Grundentlastung mehr zugunsten der Bauern auswirkte oder im Gegenteil zu einer Sanierung des unproduktiv gewordenen verschuldeten adeligen Besitzes führte, hat die Forschung bis heute nicht entscheiden können. Die sozialen und ökonomischen Wirkungen waren jedoch außerordentlich. Die Durchführung der Grundentlastung setzte eine beträchtliche Kapitalmenge in Bewegung.

Die Grundherrschaften verloren aber nicht nur Einkünfte in Form von Abgaben und Arbeitsleistungen, sondern waren auch aller patrimonialen Verwaltungs- und Wohlfahrtspflichten enthoben. Die mit dem gewonnenen Kapital möglich gewordene Modernisierung und die Bewirtschaftung mit Lohnarbeitern war gewinnbringender als die ältere Form des Abgabenwesens. Und billige Arbeitskräfte standen bald zur Verfügung. Sie rekrutierten sich aus jenen Bauern, deren Huben zu klein für eine Eigenbewirtschaftung waren, aus Häuslern und Keuschlern. Aus ihren Reihen formierte sich in der Folge das ländliche und städtische Proletariat.

Die siebente Generation

Linie Paul Keck

Cäcilia Keck wurde am 6. November 1840 als Tochter des Matthias Keck und der Maria Anna Bayer in Eisgrub Nr. 42 geboren. Sie verehelichte sich am 10. November 1872 mit Martin Chaluppa, geboren am 8. November 1844  in Eisgrub Nr. 33. Ihre gemeinsame Tochter Theresia wurde am 15. Oktober 1872 geboren.

Mathias Keck
wurde als Sohn des Mathias Keck und der Maria Anna Bayer am 8. November 1845 in Eisgrub geboren. Er vermählte sich am 12. November 1871 mit Barbara Torell, geboren am 2. Dezember 1850 in Eisgrub Nr. 42. Ihr gemeinsamer Sohn Mathias wurde am 31. Jänner 1871 geboren. Aus der Ehe stammen die Kinder: Theresia (21. Oktober 1872), Barbara (2. Februar 1874), Franz (17. November 1875), Anna (20. Jänner 1877), Katharina (1878), Andreas (* 18. Juni 1880, † 5. September 1880),  Anna (*  29. Oktober 1881), Andreas (*  29. November 1883, † 29. September 1884), Anton (12. April 1884, Maria (*  31. Oktober 1887, † 5. Juli 1921), Theresia (23. April 1890) und Josef (* 13. September 1893, † 2. Dezember 1893).

Barbara Keck (Torell) ist am 13. März 1901 in Eisgrub gestorben.

Die Kinder aus der Ehe von Apollonia Keck und Josef Spazierer

Johanna Spazierer, geboren am 18. Juni 1862, verehelichte sich am 3. August 1886 in Eisgrub mit dem aus Ringelsdorf stammenden Fleischhauer Johann Zacher. Johanna Zacher, geborene Spazierer, ist am 23. März 1897 in Eisgrub gestorben. Johann Zacher ist in Kostel gestorben.

Josef Spazierer, geboren am 16. März 1864 in Eisgrub, war Haus- und Wirtschaftsbesitzer in Eisgrub Nr. 178, er verehelichte sich am 16. September 1890 mit Josefa Marek, geboren am 20. Juli 1869 in Eisgrub. Aus dieser Ehe sind geboren: Johanna (31. März 1891), Josef (5. Juni 1892), Franz (12. März 1896), Marie (9. April 1898), Karl (20. Oktober 1901), Ernst (5. Jänner 1905), Julie (20. Dezember 1899, † 18. April 1900), Maria (24. April 1894, † 12. April 1898). In Wallenhausen bei Ulm sind am 3. Jänner 1950 Josef Spazierer und am 3. April 1951 seine Frau Josefa gestorben.

Matthias Spazierer, geboren am 24 Juli 1869 in Eisgrub, verehelichte sich am 10. Oktober 1896 mit Johanna Rossak, geboren am 11. Dezember 1863 in Eisgrub, der Witwe nach Peter Keck. Matthias Spazierer war Haus- und Wirtschaftsbesitzer in Neudek Nr. 11. Aus dieser Ehe ist am 20. August 1897 die Tochter Johanna Spazierer geboren worden. Johanna Spazierer starb am 14. August 1944 in Neudeck, Matthias Spazierer am 24. Mai 1946 in Nikolsburg.

Die Nachkommen von Anton Keck und Katharina Anger

Franz Keck wurde als erster Sohn des Anton Keck und der Katharina Anger am 20. Jänner 1855 in Eisgrub geboren. Er verehelichte sich am 19. Mai 1879 in Eisgrub mit Agnes Pücher, geboren am 29. Jänner 1856 in Eisgrub. Aus der Ehe stammen vier Kinder: die Zwillinge Agnes und Theresia (3. Juni 1879), Johann (4. Jänner 1882) und Rudolf (2. April.1883). Die ersten drei Kinder sind knapp nach der Geburt gestorben. In zweiter Ehe vermählte sich Franz Keck am 3. Dezember 1918 in Eisgrub mit Anna Ulried, geboren am 22. Oktober 1900 in Eisgrub. Aus dieser Ehe stammen sechs Kinder. Anna Keck ist am 17. April 1938 in Feldsberg gestorben. Franz Keck ist am 29. September 1939 in Eisgrub gestorben.

Anton Keck wurde als zweiter Sohn des Anton Keck und der Katharina Anger am 4. Juni 1857 in Eisgrub geboren. Er verehelichte sich am 7. November 1880 in Schrattenberg in Niederösterreich mit Elisabeth Anger, geboren am 16. Februar 1861 in Garschönthal bei Feldsberg. Aus der Ehe stammen sechs Kinder Stanislaus (3. Oktober 1881, † 4. Jänner 1902), Anton (14. Dezember 1882), Ernest (10. Dezember 1883, † 20. Dezember 1883), Maria (14. November 1885, † 17. März 1886), Rosa (3. Februar 1887) und Emma (14. Mai 1893, † 7. Jänner 1899).

Anton Keck war Gutspächter und Realitätenbesitzer in Eisgrub. Seit 1884 wird er als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr von Eisgrub erwähnt. 1885 war er Stellvertreter des Kommandanten. 1900 war er Direktor des Vorschuss- und Sparvereines und Verwalter des Kontributionsfonds. Um diese Zeit war er Bürgermeister von Eisgrub. * (Witzany Michael: Die Marktgemeinde Eisgrub, Band 3, 1907.)

Er war historisch sehr interessiert und hat sich auch mit Nachforschungen über das Geschlecht der Keck von Schwarzbach beschäftigt und ist dabei offenbar dem Wappenfälscher Hermann Hermann aufgesessen. Anton Keck ließ sich das Keck’sche Wappen anfertigen und im Hausflur anbringen. Seine Tochter Rosa heiratete im Jahre 1909 den Arzt Dr. Anton Beigl aus Unter Wisternitz. Als Hochzeitsgeschenk erhielt sie von ihrem Vater ein Kaffeeservice aus Augartenporzellan mit dem Keck’schen Wappen.

Anton Keck iun. heiratete am 11. November 1922 in Brünn Anna Karoline Hemerka, geboren am 30. Juni 1900 in Tulbing Bezirk Brünn, die Tochter des Lehrers von Eisgrub Vinzenz Hemerka.

Anton Keck sen. ist am 27. Juni 1919 in Eisgrub gestorben.

Theresia Keck wurde als erste Tochter des Anton Keck und der Katharina Anger am 26. Jänner 1859 in Eisgrub geboren. Sie verehelichte sich am 25. November 1877 in Eisgrub mit Jakob Abzieher, geboren am 9. April 1848 in Eisgrub. Aus dieser Ehe stammen sechs Kinder. Das Ehepaar ist in Eisgrub gestorben, Jakob am 27. Jänner 1899, Theresia am 27. Juli 1940.

Johann Keck wurde als dritter Sohn des Anton Keck und der Katharina Anger am 2. April 1865 in Eisgrub geboren. Er verehelichte sich am 5. Februar 1894 in Eisgrub mit Maria Holub, geboren am 5. September 1872 in Eisgrub. Aus der Ehe stammen acht Kinder. Johann Keck ist am 15. Juni 1930 in Eisgrub gestorben. Seine Gattin Maria ist 11. September 1952 in Bad Reichenhall in Bayern gestorben.

Katharina Keck wurde als zweite Tochter des Anton Keck und der Katharina Anger am 20. November 1868 in Eisgrub geboren. Sie verehelichte sich in Eisgrub mit Josef Schumbera geboren am 23. Oktober 1866 bei Brünn. Aus der Ehe stammen fünf Kinder. Das Ehepaar ist in Eisgrub gestorben, Josef am 15. Jänner 1910 und Katharina am 20. November 1912.

Josef Keck wurde als vierter Sohn des Anton Keck und der Katharina Anger am 10. Dezember 1870 in Eisgrub geboren. Er leistete seinen Militärdienst bei 2. Korps der Artillerie und wurde als Geschützvormeister (Korporal) in die Reserve versetzt. Er war Fleischselcher in Wien und verehelichte sich zunächst am 16. Februar 1898 in Wien mit Maria Gstöttner, geboren am 20. Februar 1882 in Feldsberg Nr. 9. Aus der Ehe stammt der Sohn Franz Josef, geboren am 22. Oktober 1900 in Wien 6., Wallgasse 33. Josef Keck wanderte mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten aus. Dort ließ er sich scheiden und verehelichte sich zum zweiten Mal in New Jersey und betrieb dort eine Hühnerfarm. Aus der zweiten Ehe stammen die Söhne William und Leo.

Maria Keck wurde als dritte Tochter des Anton Keck und der Katharina Anger am 30. September 1872 in Eisgrub geboren. Sie verehelichte sich am 17. August 1891 in Eisgrub mit Franz Gerenczer. geboren am 22. Februar 1860 in Sankt Martin in Ungarn. Aus der Ehe stammt ein Sohn. Franz Gerenczer ist am 4. Juli 1941 in Feldsberg gestorben. Maria Gerenczer ist am 4. Mai 1954 in Wien gestorben.

Maria Theresia Keck wurde als Tochter des Josef Keck und der Theresia Hösch am 27. Juli 1868 in Lundenburg geboren. Sie verehelichte sich mit Franz Nedomansky, k.k. Baurechnungs-Offizial aus Hermannstadt in Siebenbürgen.

Linie Georg Khöck

Johann Keck wurde als erster Sohn des Johann Keck und der Cäcilia Chmelar am 25. Juni 1860 in Eisgrub Nr. 297 geboren. Er verehelichte sich mit Agnes Peinlich geboren 1860 in Eisgrub Nr. 98.

Johanna Keck wurde als erste Tochter des Johann Keck und der Cäcilia Chmelar am 26. Dezember 1866 in Eisgrub geboren. Sie verehelichte sich am 11. November 1890 in Eisgrub mit Johann Rossak, Waldbauer, geboren am 26. März 1866 in Eisgrub. Aus der Ehe stammen sechs Kinder. Johanna Rossak ist am 8. Jänner 1938 in Eisgrub gestorben, ihr Gatte Johann am 26. November 1946 in Roth am Inn in Bayern.

Maria Keck wurde als dritte Tochter des Johann Keck und der Cäcilia Chmelar am 19. August 1868 in Eisgrub geboren. Sie gebar zunächst den Sohn Josef, geb. 10. März  1887, der aber nach 19 Tagen starb, und dann am 24. August 1889 den Sohn Anton. Sie verehelichte sich 1890 in Eisgrub mit Mathias Spazierer, geboren am 29. Juni 1866 in Eisgrub. Aus der Ehe stammen dreizehn Kinder. Das Ehepaar ist in Eisgrub gestorben, Maria am 28. Februar 1938 und Mathias Spazierer 1945.

Anton Kek verehelichte sich am 28. Dezember 1918 in Eisgrub mit Antonia.

Josef  Keck wurde als Sohn des Matthäus Keck und der Theresia Oswald am 12. März 1869 in Eisgrub geboren. Er verehelichte sich am 24. Jänner 1904 in Eisgrub mit Anna Abzieher, geboren am 31. Juli 1869. Aus der Ehe stammen die Kinder Josef (13. März 1905), Maria (11. September 1908 und Therese (1918). Josef Keck sen. starb im November 1944 in Eisgrub, seine Frau Anna am 7. September 1948 in Künzelsau, Württemberg. Von Josef Keck jun. ist bekannt, dass er am 24. Jänner 1932 in Eisgrub eine geborene Kratochvil geheiratet hat. Er ist am 5. Mai 1969 in Heimerdingen gestorben.

Agrarkrise, Migration und Bevölkerungsexplosion.

Hatten in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch gleichbleibend hohen Agrarpreise, die durch die Heeresnachfrage im Zusammenhang mit der Krimkriegskrise seit dem Ende des Jahres 1853 noch anzogen, den Bauern die vorzeitige Rückzahlung der Schuld aus der Grundentlastung ermöglicht, so verschlechterte sich die Lage durch die Weltwirtschaftskrise in den 70er Jahren grundlegend. Der  Weizenpreis fiel in der Zeit von 1879 bis 1903 um 40 Prozent. Diesen Preisverfall konnten nur jene Betriebe verkraften, welche die Produktivität erhöhten.

Die Verbesserung des Fruchtfolgesystems, der Einsatz von Maschinen und die Verwendung von Kunstdünger führten zu einer eindrucksvollen Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion insgesamt. Jährliche Wachstumsraten von 2,5 Prozent, eine Verdreifachung der Getreideproduktion von 1870 bis 1910 veranschaulichen den Aufstieg. Der Modernisierungsschub in der Landwirtschaft kam aber nicht der Masse der Bauern zugute. Nur die Großagrarier konnten die Vorteile der Mechanisierung nutzen und profitierten am stärksten von den durch staatliche Schutzzollpolitik künstlich hochgehaltenen Agrarpreisen.

Der Großteil der bäuerlichen Bevölkerung konnte kaum an der Modernisierung teilnehmen. Immer weniger Bauern waren in der Lage ihreFamilie zu ernähren Die Folgen der Krise des Bauernstandes waren Proletarisierung, Abwanderung in die Städte und Auswanderung. Größere Folgen für die demographische Struktur hatte die Binnenwanderung, Sie nahm ihren Ausgang von den landwirtschaftlichen Krisenzonen. Ein Fünftel der Einwohner Österreichs und Ungarn war um 1910 in irgend einer Form von der Binnenwanderung erfasst. Da die neuen Arbeitsplätze in den Städten zu finden waren, flüchteten viele Menschen vom Land dorthin. Es waren vor allem ehemalige Knechte und Mägde sowie nicht erbberechtigte Kinder von Bauern.

So hat sich die Wiener Bevölkerung im relativ kurzen Zeitraum von 1850 bis 1910 von 444.000 auf rund 2 Millionen Menschen erhöht; das entspricht einer Steigerung um 350 Prozent. 1880 sind 50 Prozent der Einwohner nicht in Wien geboren.

Die Fortschritte der Medizin und Hygiene bewirkten seit 1870 eine starke Abnahme der Kinder- und Muttersterblichkeit. Das rasche Absinken der Sterberate bei konstant hoch bleibenden Geburtenraten ließ die Bevölkerungszahl rasch anwachsen. Die Bevölkerung Österreich–Ungarns stieg von 31 Millionen im Jahre 1850 auf 47 Millionen im Jahre 1900. Erst in der nächsten Generation haben die Paare den geänderten Verhältnissen Rechnung getragen.

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